Wer als Linux-Enthusiast seine Websites professionell hosten will, kommt an einem SSH-Zugang , SNI und flexibler Mailkonfiguration nicht vorbei. Nur zwei Hoster - Uberspace und Schokokeks - sind mir bekannt, die solch spezielle Dienste überhaupt anbieten - die haben es aber qualitativ in sich!
Beide verwenden ein relativ ähnliches Setup, was sich gefühlt nur in Details unterscheidet. Es gibt aber durchaus wichtige Unterschiede, die man vor dem Anlegen eines Kontos dringend verstehen sollte. Diese Unterschiede zwischen Schokokeks.org und Uberspace.de möchte ich im folgenden möglichst neutral darlegen.
Gemeinsamkeiten der Hoster
Vorweg: Viele Seiten bezeichnen diese Hoster als »Nerd-Hoster«. Wahrscheinlich deswegen, weil viele Otto Normalverbraucher von der Konfiguration erschlagen werden würden. Für Personen mit technischen Verständnis sind diese Hoster aber durchaus interessant und bieten viele Gemeinsamkeiten, die im Folgenden erläutert werden sollen.
Webinterface
Bei beiden Hostern gibt es ein Webinterface, über das man diverse Dinge steuern kann. Zumeist handelt es sich um Passwörter und dergleichen.
Shell-Zugriff
Beide Hoster erlauben Shell-Zugriff. Es ist einem also möglich, die Anwendung bequem per Shell zu installieren - das geht wesentlich schneller, als die Methode per FTP, die immer noch viele andere Hoster anwenden. Außerdem ist FTP ein unsicheres Protokoll, da hier ohne Verschlüsselung gearbeitet wird. FTP/S macht es nicht viel besser - FTP ist und bleibt ein überholtes Protokoll.
Schokokeks.org und Uberspace bieten beide also SSH, scp und SFTP zur Verwaltung an.Kontakt und Support
Beide Hoster lassen sich per Mail kontaktieren. Die Adressen lauten:- bei schokokeks.org: root@schokokeks.org.
- bei uberspace.de: hallo@uberspace.de.
Unterschiede der Hoster
Leistungen Uberspace vs. Schokokeks
Jaja, ich weiß - Leser lieben Tabellen und Punktelisten! Einige der für mich relevanten Leistungen möchte ich hier also in einer Tabelle zum Überblick gegeneinanderstellen.Leistung | Schokokeks | Uberspace |
Webspace | 2 GiB im Paket; € 1,- für jedes weitere GiB. | 10 GiB im Paket; Upgrade nicht möglich |
Traffic | 10 GiB (pro Forma), bei stark höherer Nutzung ggf. Aufpreis nach Absprache | 100 GiB / Monat; Bei stark höherer Nutzung Rücksprache mit Kunden. |
IPv4 | Eine pro Serversystem. Weitere IPv4 auf Anfrage. | Eine pro Serversystem Mehr sind nicht möglich. |
IPv6 | Eine pro (Sub-)Domain. | Eine pro Account. |
Rechenzentrum | Hetzner. | Plus.line, rh-tec. |
PHP-Version | Wählbar pro (Sub-)Domain:
| Wählbar pro Account:
|
Mindestlaufzeit | Keine | Keine |
SSL per SNI | Per Webinterface konfigurierbar. | Per Shell erstellen, danach Mail an Admin. |
Mailkonfiguration per Shell | .courier -Dateien, standardmäßig mit Domain. | .qmail -Dateien, Aktivierung von Domaintags erst nach Mail an die Administratoren. |
Webanwendungen installieren | per Webinterface: OwnCloud, Drupal und MediaWiki | N. v. |
Update-Service | kostenlose Mail-Info durch Scanner. Service gegen Aufpreis. | N. v. |
git / gitolite | per Webinterface oder manuell. | manuelle Installation mögilch. |
Link zum Angebot | Schokokeks Webhosting | Uberspace: Technik |
Grundpreis p.M. | € 8,- Festpreis. | Nach belieben, mindestens aber € 1,-. Empfehlung: € 8,- Jederzeit nach Belieben änderbar. |
Zahlungsweise | Jährlich per Vorkasse
| Per Überweisung auf ein GuthabenkontoDie Verteilung des Guthabenkontos auf mehrere Accounts und Betragsbestimmt erfolgt im Webinterface. |
Sicherheit
Das Thema Sicherheit wird bei beiden Hostern groß geschrieben. Bei schokokeks.org gibt es folgende Mechanismen:- Webinterface per S/MIME-Client-Zertifikat
- Webinterface per Passwort
- SSH per Public Key
- SSH per Passwort
- SSH per Challenge-Response-One Time Password als einzige Authentifizierung.
- Mehrere MySQL-Benutzer mit eigenen Passworten pro Account möglich.
- Freien Sicherheitsscanner freewvs
- Webinterface per OpenID
- Webinterface per Passwort
- SSH per Public Key
- SSH per Passwort
- SSH per Time-Based-One Time Password als Zweifaktor-Autifizierung (z.B. Google Authenticator)
- Nur einen MySQL-Benutzer
Webinterface
Im Webinterface von schokokeks.org lässt sich relativ viel erledigen. Das Wort "relativ" ist aber mit Vorsicht zu genießen.- Zertifikate können angelegt werden (private Key, certificate signing request, Eingabe des signed certificate).
- Übersicht der SSL-Zertifikate mit Aussteller (CA) und Ende-Datum.
- Mailkonfiguration kann gewählt werden (.courier-Dateien oder per Webinterface).
- Jabber-Konten für eigene Domain aktivieren.
- Die Domains werden konfiguriert (welche Subdomains gibt es, in welchem Verzeichnis und mit welcher PHP-Version wird gearbeitet).
- Mit welchen Client-Zertifikaten man sich am Webinterface anmelden kann.
- Aktuelle Rechnungen - Bankeinzug ist hier möglich.
- IPv6 und IPv4 pro Domain.
- Derzeit genutzer Speicher.
- Die Kennwörter für Webinterface, SSH etc.
- Die Public Keys für SSH, mit denen man sich anmelden kann.
- Die .qmail-Dateien bequem per Webinterface (Achtung, wenn man Symbolische Links nutzt!).
- Virtuelle Postfächer per vmailmgr.
- Welche Domains mit welchem QMail-Namensraum belegt sind.
- Die Aufladung des Guthabenkontos.
- OpenIDs zum Anmelden.
- Alle Daten (IPv4, IPv6, MX-Server, etc. im Überblick). Der erste Teil ist im Screenshot zu sehen.
Mails per .courier- und .qmail-Dateien
Aufbau der Dateinamen
Bei beiden Hostern ist der flexibelste Weg derjenige, die Mailkonfiguration über Dateien im Home-Verzeichnis vorzunehmen. Bei Schokokeks wird die Konfiguration für bestimmte Domains automatisch über einen Namensbestandteil der Datei verwaltet. Etwa in dieser Form:.courier-[domain:tld]-[user:name]Bei Uberspace funktioniert das mit den .qmail-Dateien erst nach einem Antrag beim Admin. Es ist ein Namensraum anzulegen. Dann funktioniert das ganze so:
.qmail-[domainnamensraum]-[user:name]Wie man sieht, gibt es ein paar grundlegende Unterschiede:
- Die Domain ist bei Uberspace nicht sofort ersichtlich
- Für mehrere Domains mit dem gleichen Domainnamensraum muss nur eine Datei angelegt werden, bei Schokokeks.org hingegen pro Domain.
Maildatei-Inhalt
Bei Schokokeks musskann eine Anweisung explizit an Courier übergeben werden. [Update 2014-01-23] Es handelt sich dabei um eine SRS-Anweisung, die einen gültigen SPF-Record zum Spamschutz auch bei einer Weiterleitung sicherstellt. Diese muss nicht übergeben werden, ist aber sinnvoll.[/Update] Eine Weiterleitung sieht also so aus:|/usr/bin/couriersrs --srsdomain=srs.schokokeks.org test@example.invalidBei .qmail-Dateien von Uberspace hingegen wird eine schlankere Form genutzt. [Update 2014-01-23] Uberspacec unterstützt leider kein SRS. Dadurch fassen Spamfilter nicht immer korrekt, und die Mails werden möglicherweise abgelehnt. Die schlankere Form ist also ggf. von Nachteil, bei Schokokeks aber auch möglich.[/Update]
test@example.invalidDas war es. Die Konfiguration einer Weiterleitung ist also marginal leichter.
Andere Möglichkeiten
Schokokeks und Uberspace bieten beide noch weitere Möglichkeiten an, die Mailconfig zu verwalten. Darunter gehören bei Uberspace: vmailmgr, maildrop, spamasassin etc. Die Mailverwaltung im Webinterface arbeitet intern weiterhin mit .qmail-Dateien.
Bei Schokokeks ist der SpamAssassin schon fertig konfiguriert. Postfächer können über die .courier-Dateien angelegt und bedient werden, alternativ ist das genauso über das Webinterface möglich. Dann wird intern allerdings nicht mehr mit .courier-Dateien im User-Verzeichnis gearbeitet.
Welcher Hoster ist der Richtige?
Ja… gute Frage… die richtige Antwort lautet…- Schokospace!
- Uberkeks!
Alles kompliziert?
Was bei beiden zu beachten ist: Man braucht Linux-Kenntnisse, und zwar nicht zu wenig. Man braucht den Mut und die Zeit, sich in die Themen einzulesen und den Server entsprechend zu konfigurieren. Belohnt wird man dann mit einem sehr sehr guten Hostingpaket und Anwendungsmöglichkeiten, die man sonst nur bei einem VServer hätte. ZudemSicherheit vs. Sicherheit
Egal welches Konzept: Beide Hoster sind aus meiner Sicht sicher. Man entscheidet sich zwischen beiden Hostern zwischen "sehr gut" und "sehr gut". Bei evanzo.de sowie greatnet.de hatte ich öfters eine gehackte Seite meines damaligen Orchesters, alle Dateien gehörten root. Vom Support musste ich mir dann sagen lassen, das mein Kundenkontopasswort zu unsicher sei. Na klar. Zudem bedeutet Sicherheit für mich auch, dass die Homepage ausfallsicher ist. Wie in meinem Beitrag von Dezember 2010 geschrieben ist die Uptime bei kostenlosen Angeboten oft ziemlich mies, die Technik und die Sicherheit von anderen "Sparangeboten" oft schlecht. Zudem wird FTP angeboten, was nun wirklich langsam aus der Mode ist.… und noch viel mehr!
In diesem Artikel wurden viele andere Möglichkeiten noch gar nicht angeschnitten, was die beiden Hoster unterscheidet oder verbindet. Dazu zählen: Jabber, git, svn, Daemons, high Ports und viele viele andere Anwendungen.Weblinks zu Uberspace und Schokokeks
Zunächst einmal die beiden Anbieter, um die es geht! ;-)- Wikipedia-Artikel über das Thema Webhosting https://de.wikipedia.org/wiki/Webhosting
- Webhostlist: Vergleich diverser Webhoster http://www.webhostlist.de/webhosting/vergleich/