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Später Gewinn: Linup Front GmbH

Veröffentlicht von Benjamin Marwell am

Geschenk, ein PaketKlar, ich bin ein großer Linux-Fan und seit einigen Jahren regelmäßig auf der CeBIT zu sehen - besonders gerne schaue ich mir den Open Source-Bereich an. Auf der CeBIT 2007 habe ich den Stand der Linup Front GmbH besucht, vertreten durch Herrn Anselm L. Hier wurde ein Gewinnspiel ausgeschrieben, bei dem es Gewinne rund um das Thema »Linux-Schulung« gab. Herr L. teilte mir mit, dass ich ebenfalls ein LPIC-1-Paket gewonnen hätte.


Fragwürdige Gewinnaufnahme

Die Auslosung verlief noch ganz normal. Für jeden Spieler mit voller richtiger Punktzahl gab es ein Kärtchen in einem Kasten, aus dem dann die Gewinner gezogen wurden. Mein Name wurde bei den Gewinnen für das LPIC-1-Schulungsmaterial genannt. So weit, so gut.

Anschließend fragte er mich, wie man mir das Material zuschicken könnte - er war anscheinend völlig unvorbereitet. Letztendlich schrieb er sich meinen Namen und meine Adresse auf seine eigene Visitenkarte oder einen Schmierzettel auf. Das bereits machte mich stutzig. Er bat mich dann noch um etwas Geduld, etwa drei Monate, da dann die neue Version der Unterlagen verfügbar sei. Ich willigte gerne ein.

Keine Reaktion

In den nächsten drei Monaten tat sich aber nichts. Auch nicht in den nächsten sechs. Eigenartig. Sehr schade, dass ich die E-Mails von damals nicht mehr habe - ich habe Herrn L. später angeschrieben, ebenfalls ohne Reaktion. Nun gut, es gab ja noch die Möglichkeit ihn persönlich anzusprechen.

Die Erinnerungen

In Persona

Herrn L. der Firma Linup Front GmbH habe ich tatsächlich noch mehrmals getroffen. Ziemlich oft sogar:
  • CeBIT 2008
  • CeBIT 2009
  • LinuxTag Berlin 2009
  • CeBIT 2010
  • Chemnitzer LinuxTage 2010
  • CeBIT 2011
  • CeBIT 2012

Ich habe mich, als ich ihn gesehen habe, jedes Mal erinnert, und ihn auch jedes Mal angesprochen. Der Ablauf war immer der gleiche, in etwa wie folgt (Gedankenprotokoll):

  • Marwell: »Guten Tag, Herr L. Sie erinnern sich an mich?«
  • L.: »Guten Tag. Nein, leider nicht. «
  • Marwell: »Ich habe auf der CeBIT 2007 LPIC-1-Schulungsunterlagen bei Ihrem Quiz gewonnen. Leider habe ich sie bis heute nicht erhalten.«
  • L.: »Oh, das ist mir aber peinlich! Ich gebe Ihnen meine Visitenkarte - schreiben Sie mir einfach eine Mail. Ich werde sie gerne unverzüglich nachreichen!«

Die Mails habe ich natürlich noch. Außerdem habe ich die Mails von April 2010 und Mai 2011 (2x!) als Weiterleitung verschickt, so dass hier die Historie erkennbar ist. Ich habe interessanterweise nicht einmal eine Antwort von Herrn L. erhalten. Dann bin ich dem Hinweis nachgegangen, dass die Unterlagen von der LPI Academy bereitgestellt würden. Mangels Kontaktinformationen auf deren Website (Stand 2011) habe ich eine Mail an webmaster@lpi-academy.de geschickt. Leider ebenfalls ohne Antwort.

Nach so vielen erfolglosen Versuchen war das ganze natürlich nicht nur extrem peinlich für so ein Unternehmen wie die Linup Front GmbH, sondern natürlich schon ein »Running Gag« bei uns im Büro. Auch meinen Freunden und Bekannten, die mich teilweise zur CeBIT begleitet haben, habe ich von diesem Vorfall erzählt. Ich war sauer. Wenigstens eine Absage an den Gewinn hätte man mir erteilen können - damit hätte ich auch sehr gut leben können, denn jeder macht einmal Fehler.

Neuerliche Änderungen

Als wir vor ein paar Tagen, am 21. November, wieder im Büro über diesen Vorfall gewitzelt hatten, packte mich erneut der Ehrgeiz. Ich schickte die Mails seit 2010 noch einmal weiter - dieses Mal in Kopie an seine beiden Kollegen, die auf der Seite »Über uns - Ansprechpartner« auf Linupfront.de gelistet sind.

Ich konnte mir in der Mail nicht verkneifen, Anspielungen auf die überaus lange reaktionslose Zeit (immerhin über 5½ Jahre!) mit einzuarbeiten. Auch habe ich gefragt, ob etwa alle Gewinner keinen Preis erhalten haben, und ob Kunden auch über so lange Zeiten vertröstet werden. ;-) Nein - bestimmt nicht, das war mir schon klar. Irgendetwas war in meinem Fall öfters schief gelaufen, und ich weiß wirklich nicht wo. Es muss ja nicht zwingend bei der linupfront geschehen sein. Aber da ich nie auch nur eine Antwort erhalten habe, fand ich die zynische Anspielung durchaus nicht überheblich.

Tatsächlich kam nur eine halbe Stunde später von seinem Kollegen Horst R. die Antwort auf meine E-Mail. Ich war natürlich sehr erfreut über den bevorstehenden Ausgang dieser scheinbar unendlich langen Geschichte.

Hallo Herr Marwell, ich bedauere, dass die Zusendung ihres Preises vergessen wurde. Wir werden das nachholen und ihnen die Bücher in der nächsten Woche zukommen lassen. Viele Grüße Horst R.

Wow! Was für eine überraschende Wendung! Ich hätte es natürlich auch akzeptiert, wenn nach so einer langen Zeit die Zusendung des Gewinns nicht mehr möglich gewesen wäre. Immerhin hätte ich überhaupt einmal eine Antwort erhalten. Aber die Zusendung der aktuellen Unterlagen - toll! Dann kann ich ja doch endlich die LPIC-Prüfung nachholen, die ich mangels Lehrmaterialen immer verschoben habe ;-)

Das Paket - verpackt?

Wie versprochen landete das Paket sehr pünktlich am Montag bei der Post. Da ich nicht zu Hause war, konnte ich es am Folgetag abholen. Allerdings hatte ich es erst gar nicht richtig zuordnen können: Man hat mir tatsächlich die Bücher in einem Karton von Druckerpapier geschickt, nicht einmal Paketpapier war herum gewickelt. Auch das macht nach der ellenlangen Kommunikationskette den guten Eindruck leider wieder etwas zunichte. Hier ist ein Unboxing-Foto der LPIC-1-Lehrmaterialen der Firma Linup Front GmbH.

Unboxing: LPIC-Unterlagen von Linup Front
Unboxing: LPIC-Unterlagen von Linup Front

Inhalt des Pakets: Der Gewinn

 Wie sagt man aber so schön: Was zählt, sind die inneren Werte! Tatsächlich war sogar etwas mehr Buchmaterial in dem Paket vorhanden, als ich erwartet hätte. Ich freue mich (auch heute noch) riesig über diese toll geschriebenen Lehrbücher!

Lehrbücher LPIC Unboxing
Lehrbücher LPIC Unboxing (Teil 2)

Inhalt der Bücher: Die Themen

In dem Paket sind insgesamt vier Bücher, per Spiralbindung verbunden:
  • Linux-Grundlagen für Anwender und Administratoren
  • Linux für Fortgeschrittene: Der Linux-Werkzeugkasten
  • Linux-Administration I: System und Benutzer
  • Linux-Administration II: Linux im Netz

Es handelt sich also um überaus relevante Themen.  Die Autoren sind unter anderem: Tobias Elsner, Thomas Erker, und Anselm Lingnau. Die Bücher sind alle um die 200 Seiten stark und ⅔-beschrieben, der Rand ist für Anmerkungen, Hinweise etc. freigehalten.

Recherche und Nachlese

Beim Schreiben des Artikels fragte ich mich natürlich, ob es nicht anderen Gewinnern ähnlich ging. Beim Suchen bin ich dann tatsächlich auf eine Seite des LPIC Europe gekommen, wo die Gewinner genannt werden: Archiv Pressemitteilungen: Linux-Wettbewerb des LPI e.V. bei der CeBIT 2007 erzeugte starkes Interesse. Interessanterweise stehe ich nicht dabei. Das heißt für mich, dass es bereits Probleme bei der Weitergabe der Gewinnernamen an das LPIC Europe gab, siehe Abschnitt »Fragwürdige Gewinnaufnahme«.

Ich werde das Foto der Verpackung, zusammen mit der Frage nach der Gewinnaufnahme, einmal an LPIC Europe schicken und auf die Antwort warten. Den Status dazu werde ich hier natürlich auch gerne veröffentlichen, ich bin sehr gespannt. Die Antwort der Linup Front GmbH hatte ich ja bereits erwähnt. Dort wusste man nur, wie man mir vorwarf, Rechenschaft zu verlangen. Schade.

Ich möchte an dieser Stelle deutlichst darauf hinweisen, dass ich nicht Herrn L. die Schuld hierfür geben möchte! Es kann durchaus sein, dass er meinen (von ihm bestätigten) »Gewinnanspruch« immer korrekt an die zuständige Stelle weitergeleitet hat. Das kann ich hier natürlich nicht nachvollziehen, und die Firma Linup Front GmbH wollte zu dem weiteren Sachverhalt keine Stellung beziehen: Auf Nachfrage warf man mir vor, unberechtigt Rechenschaft zu verlangen.

Fazit

Ein Fazit zu so einer schier unendlichen Geschichte zu finden ist in der Tat nicht einfach. Zum einen wirkte das Gewinnspiel sehr unprofessionell, genau so wie die dauernde (letztendlich falsche) Bestätigung, man werde den Gewinn nachreichen. Umso mehr freute es mich, dass der Gewinn nachgereicht wurde, wenn auch in einer etwas einfachen Verpackung. Vielleicht zeugt es aber auch nur von der Bemühung, möglichst schnell etwas nachzureichen, daher kann ich diese der Linup Front GmbH nicht verübeln.

Ärgerlich war ich am Ende über den Vorwurf, zur Rechenschaft zu bitten. Das hätte man auch freundlicher formulieren können und hat mich sehr verärgert. Letztendlich werde ich Mitarbeitern, Kollegen und Vorgesetzten wohl empfehlen, andere Schulungszentren (wo möglich) aufzusuchen. Vielleicht auch in England: Einen Linuxtest auf Englisch abzulegen scheint mir derzeit sowieso die bessere Wahl.

Folgendes habe ich dabei noch gelernt:

  • Es lohnt sich, hartnäckig zu bleiben und nachzubohren.
  • Geduld zahlt sich aus.
  • Man darf anderen ihre Fehler verzeihen (ich Linup über 5½ Jahre).
  • Es wird einem nicht immer verziehen (Linup mir für eine etwas zu neugierige Anfrage).