To main content

Warum nutzt man GMX-Freemail noch?

Veröffentlicht von Benjamin Marwell am
E-Mail / Text Message / SMS Bild

Ich habe die Schnauze voll. Von GMX und web.de, und all diesen anderen Freemail-Anbietern. Ich sehe keinen Grund, sie zu nutzen - im Gegenteil. Schikane ohne Ende.

Ich schreibe hier mal ein bisschen zusammen, warum Google Mail (GMail) und Yahoo vielleicht doch die kleineren Übel sind.

 

Gründe gegen Freemail von GMX / Web.de

Inaktiv? Alle Mails sind futsch!

Irgendwie ist ja schon klar, dass man als Anbieter keine Karteileichen haben möchte. Dazu wird man bei etwa GMail nach - aufpassen - Neun Monaten (9 Monaten!) gelöscht. Man hat also seit seinem letzten Login etwa ein Dreivierteljahr Zeit, sich einzuloggen. Das ist üblicherweise kein Problem, weil auch das Smartphone auf den Account zugfreift. Das Zählt bei GMail auch als Kontoaktivität.

Nicht so bei GMX. Dort zählt nur das Login am Webinterface. Alle 180 Tage (6 Monate). Alle Mails nach diesem Zeitraum werden stillschweigend nicht zugestellt. Frechheit! Natürlich lässt sich das gegen Aufpreis (Premium-Konto) abstellen:

Lieber GMX Kunde, Sie hatten sich länger als 180 Tage nicht mehr in Ihrem GMX Account eingeloggt. Ihr Postfach wurde daher vom 28.08.2012 bis 14.11.2012 auf "inaktiv" geschaltet. In diesem Zeitraum wurden Ihnen keine E-Mails zugestellt. Ihr GMX Zugang ist nun wieder freigeschaltet und steht Ihnen uneingeschränkt zur Verfügung. Tipp: Nie wieder inaktiv? Mit dem Premium-Status von GMX TopMail bleibt Ihr Account solange aktiv wie Sie es möchten! Jetzt exklusiv einen Monat gratis testen und unzählige Funktionen erleben! Mit freundlichen Grüßen, Ihr GMX Team

Speicherplatz

E-Mails bieten gegenüber anderen Medien gewisse Vorteile: Sie warten geduldig auf ihren Empfänger und nehmen gerne weitere Nutzdaten auf, ohne dass dieser Empfänger online sein muss. Die Rede ist von Dateianhängen.

Bei GMX lassen sich ein stattlicher Gigabyte unterbringen. Möchte man das Mediencenter (eine Dateiablage) nutzen, ist dieser natürlich schnell voll. Bei Google Drive sind immerhin 5 Gigabyte drin.

Bei GMail und Yahoo gibt es dagegen Speicherplatz ohne Ende: Im Google-Postfachen lassen sich derzeit ca. 10 GiB speichern - der verfügbare Speicher steigt sekündlich. Yahoo wirbt sogar mit unbegrenztem Speicher. Eine tatsächliche Grenze ist mir jedenfalls nicht bekannt. Auch bei Outlook.com werden 5 GiB angeboten, was üppig ist. Hier steigt der verfügbare Speicher einfach nach Bedarf weiter.

Außerdem lassen sich nicht beliebig große Dateianhänge verschicken: Bei GMX ist derzeit nach 20 MB Schluss, bei GMail immerhin 25 MB - auch nicht viel, zugegeben. Aber schon etwas mehr. Bei Yahoo ist allerdings bereits bei 10 MB Schluss.

Peinlich: nur 12 MB und 500 Mails bei Freemail von web.de - rückständig!
Peinlich: nur 12 MB und 500 Mails

Die Krönung findet sich bei web.de. Wer nicht dessen Toolbar installiert, muss mit lächerlichen 12 Megabyte und maximal 500 E-Mails leben. Das ist nicht nur eine Altlast, sondern absolut rückständig und alles andere als Zeitgemäß. Es ist einfach nur noch peinlich! Überhaupt stellen die Freemailanbieter extrem wenig Speicher zur Verfügung.

Persönliche Daten

Bei Google muss man - oh Wunder - gar nicht einmal so viel angeben. Dafür können theoretisch die Suchanfragen zur Analyse genutzt werden.

Bei Freemailern wie GMX und web.de verpflichtet man sich aber, alle 6 Monate einen Fragebogen mit Shopping, Angaben zum Haushaltseinkommen etc. auszufüllen. Für mich unhaltbar, direkt solche Angaben zu erfragen!

Werbung

Klar, die Anbieter wollen Geld verdienen. Wie sonst soll der Dienst finanziert werden (abgesehen von Premium)? Allerdings werden GMX- und web.de-Nutzer mit Werbung zugemüllt. Alle paar Tage hagelt es Mails vom GMX Team. Dazu kommen Werbebanner oben und ein Skyscraper an der Seite, die animiert vor sich hin blinken! Sher hässlich! Außerdem noch eine Textzeile in der Hauptansicht.

Ganz ärgerlich übrigens: Schickt man über GMX eine E-Mail, so hängt GMX hier eine Eigenwerbung an:
NEU: FreePhone - 0ct/min Handyspartarif mit Geld-zurück-Garantie! Jetzt informieren: http://www.gmx.net/de/go/freephone

Außerdem zeigt GMXnach dem Senden noch eine ganz fette, Bildschirmfüllende Anzeige im Content-Bereich. Echt nervig, dass man nicht sofort zum Posteingang zurück kommt! Außerdem poppen einem auf der Startseite gerne Werbefenster entgegen, wenn man sich verklickt.

Werbemails im Eingang von web.de
Werbemails - außer Spesen nichts gewesen.

Bei GMail dagegen: Fast nichts. Der Posteingang ist selbst werbefrei. Liest man eine Mail, werden an Hand der Stichwörter in der Mail kleine Textblock-Anzeigen an der Seite angezeigt, und eine Textzeile über der Mail. Das ist sehr dezent, und da es nicht blinkt/animiert ist, stört es auch kaum. Die Anzeige unter der Mail ist auch eher wenig störend.

Übrigens: Wahrscheinlich scannt auch ein Freemail-Anbieter wie GMX die Mails, um passende Werbung einzublenden. Der Unterschied ist nur, dass Google es zugibt!

Dazu kommen bei web.de und GMX aber noch gelegentliche "Angebote". Hier kann man mit nur einem Klick auf ein Premium-Angebot upgraden. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Faxe nicht ankommen - zur Kündigung hilft dann nur ein Einschreiben. Diese Geldmacherei ist einfach nur grausam. Berichte über diese Abzocke gibt es genug in der Blogosphäre und in Foren - wirklich ohne Ende.

Webinterface & Bedienung

Hier klaffen die beiden Seiten (GMX/web.de contra Google) ganz weit auseinander: Während das Google-Design recht minimalistisch ist, sind die Interfaces von GMX und web.de hoffnungslos überladen. Die Werbung ist so dominant, dass sich auch die Schaltfläche für das Mailschreiben kaum findet. Kein Wunder, es ist nur ein kleiner Text-Hyperlink unter dem Hauptblock. Scheint so, als wäre GMX gar nicht für das Mailschreiben gedacht.

Auch die Einstellungen sind schwer zu finden. Sie sind aufgeteilt in "Mein Account" und "Sonstige Optionen". Klickt man auf "Mein Account" könnte man aber denken, man sei auf der falschen Seite: Die ersten fünf großen Blöcke sind Werbung! DSL-Tarife, Telefontarife, eine teure eigene Mail-Domain, SMS verschicken und ein ominöses Sicherheitspaket. Erst gaaaanz unten auf der Seite: Die Links zu den Einstellungen (Profilinformationen, persönliche Daten, Passwort, Rechnungen etc.). Nicht gut.

Mehr gibt es bei GMX unter "sonstige Optionen" - alles Bezahl- und Werbeoptionen. Selbst IMAP muss man sich hier teuer erkaufen! Werbefreiheit sowieso. Weiter unten ist das etwas nützlichere "Speicherplatz" versteckt - könnte man meinen. Es verspricht einen Überblick über den Speicherplatz. Aber auch das nur gegen Bezahlung. Frechheit!

Bei Google dagegen: Die Schreib-Schaltfläche ist oben Links gut präsent und ausreichend groß. Man sieht sie sofort und muss sie nicht suchen. Die Einstellungen werden oben rechts durch ein Zahnrad repräsentiert - dort ist auch wirklich alles zu finden, fein säuberlich in Tabs aufgeteilt. Etwas viel einzustellen gibt es schon, ja. Aber dafür findet man es wenigstens. Außerdem passt sich das Webinterface der Bildschirmauflösung fließend an. Wer es ausprobieren möchte: Einfach mal den Browser kleiner ziehen!

Minimalistisch: Obwohl GMail so mächtig ist, versteckt es geschickt alle Optionen.
Minimalistisch: Obwohl GMail so mächtig ist, versteckt es geschickt alle Optionen.

Dafür ist es bei Google etwas umständlich an die Kontakte zu komen. Man muss erst von E-Mail auf Kontakte umstellen. Da gibt es aber schlimmeres - auch das GMX-Adressbuch ist nicht voll integriert. Die Freemail-Anbieter scheinen alle kaum noch Budget in ihr Webinterface zu stecken.

Spamfilter auf Freemail-Niveau

Statt eindeutigen Spam sofort wegzufiltern, landet viel zu viel erst im Ordner "Spamverdacht". Bei Google hingegen wird ein Großteil gar nicht erst zugestellt. Das ist sehr viel angenehmer. Auch Massenbenachrichtigungen (Rossmann, Amazon, Weltbild etc.) werden vorsortiert. Sogar wichtige Mails werden gesondert gekennzeichnet.

Generell habe ich bei GMail bislang sehr wenige Spam-Mails im Posteingang gehabt. Bei GMX und web.de kam das leider schon öfters vor.

Tipp: Wer bei Yahoo die unerwünschte Werbung sucht sollte sich umgewöhnen. Dort heißen diese Mails "Junk-Mails". Grund ist hier, dass man den Markennamen »Spam« nicht verwenden wollte.

Technik

Wie oben schon erwähnt, ist bei GMX IMAP nur gegen Aufpreis nutzbar. Schon vor fünf Jahren dachte ich mir: Wie rückständig. Das es heute nicht anders aussieht, zeugt nicht gerade von Fortschritt und Seriosität.

Das zeigt sich auch im Webinterface. Während Google trotz seines minimalistischen Interfaces (s.o.) moderne AJAX-Elemente einbaut, die wirklich praktisch sind (Vervollständigung bei Namen, Prüfung auf fehlende Anhänge, Termine & Videos als Vorschau uvm), beschränken sich GMX und web.de auf etwas Eye-Candy. Keine wirklich hilfreichen Tätigkeiten werden durch AJAX unterstützt. Ledigleich ein paar Menüs gleiten auf - aber nach einem Klick wird dann doch die ganze Seite wieder neu geladen.

Web.de ist wieder mal mein Test-Verlierer. Hier lassen sich nicht einmal Mails automatisiert weiterleiten.

Sicherheit - Freemail = Free of SSL?

GMX: Teure Rufnummer für Passwortreset
GMX: Teure Rufnummer!

Einer der wichtigsten Punkte. Hier schießt GMX völlig den Vogel ab: Man kann eine teure Hotline anrufen, wenn amn sein Passwort vergessen hat. Richtig, eine 0900-Nummer zum Preis von stolzen € 1,86 pro Minute. Wer dringend an seine Mails muss, wird zu dieser Maßnahme greifen. GMX verdient sich derweil ein goldenes Näschen.

Die Optionen, über eine zweite E-Mailadresse ein neues Passwort setzen zu lassen, funktioniert auch. Allerdings muss man dazu explizit auf "Passwort vergessen?" klicken.

Bei Google ist dieses selbstverständlich auch möglich. Allerdings wird die Sicherheit noch um ein Vielfaches erhöht:

Damit bietet Google ein großes Plus an Kontosicherheit, an das GMX und web.de auch gegen Aufpreis nicht herankommen! Web.de versagt auch hier total: Das Login geschieht nicht einmal zwingend über SSL - damit könnten Angreifer Die Benutzerkennung und das Passwort mitlesen. Das ist echt ein Armutszeugnis! Leider ist auch GMX nicht komplett über HTTPS erreichbar, so dass auch hier E-Mails mitgelesen werden könnten. Traurig!

Fazit

Die ehemaligen Platzhirsche GMX und web.de sind einfach elendig schlecht. Weder kostenlos noch gegen Bezahlung bieten sie Features und Leistungen, die nicht auch kostenlose Dienste wie Googles GMail, Yahoo oder Microsofts Outlook.com bereits bieten. Für das Geld könnte man auch selbst hosten und hätte mit z.B. RoundCube ein besseres Webinterface als bei jedem der Freemail-Anbieter.

Ich sehe es so: Bezahlt wird heutzutage mit den Daten. Auch wenn die AGBs und Datenschutzerklärungen von GMX und web.de sauberer scheinen, so bleibt denen doch der doppelte Verdienst (personalisierte Werbung über Eingaben und E-Mails, Premiumfunktionen). Google Mail beschränkt sich auf den ersten Punkt und bietet mehr Funktionen.

Mein Rat: Finger weg von diesen Abzockern!

Weblinks zum Thema Freemail