Installation
Beide Programme sind in den Repositories von Ubuntu enthalten. Man installiert sie einfach wie folgt:$ sudo aptitude install soundjuicer grip vorbis-tools
Beide Programme findet man nun im Gnome- bzw. KDE-Menü unter "Unterhaltungsmedien" oder Multimedia.
Look & Feel
Sound Juicer erinnert doch etwas an CDex, welches lange Zeit in der Windowswelt als DAS Programm zum Rippen gepriesen wurde. Allerdings ist Sound Juicer übersichtlicher: Es werden einem nur wenige Eingabefelder und Schaltflächen präsentiert, das Programm ist auf einfache Bedienbarkeit getrimmt. Durch seine durchgängige Verwendung des Gimp Toolkits (GTK+) passt es sich gut dem Gnome-Desktop an, und auch unter KDE fällt es nicht durch irgendwelche Mätzchen auf.
Naja, einem vielleicht. Es fragt bei CDs, die Musicbrainz nicht kennt, ob diese übermittelt werden sollen. Wer Musicbrainz nicht kennt, klickt aber eh auf Abbrechen". Stört mich wirklich nicht - ich nutze es sogar gerne.
Dagegen hält Grip an. Es fällt sofort unangenehm auf: Ein fixer Titel, der scheinbar nicht geändert werden kann, Das Hauptmenü fehlt, es gibt gnomefremde Interface-Elemente wie die Abspieltasten. Achja, und es erscheint ein ziemlich hässliches Icon mit grauem Hintergrund in der Notification-Area meines Panels - wofür das auch immer gut sein soll, bei einem Rip-Programm.
Konfiguration
Sound Juicer gibt sich auch bei den Einstellungen gewohnt übersichtlich. Alles passt auf einen Bildschirm, nur das wichtigste ist vorhanden. Man kann auswählen, welches Laufwerk man nimmt, wo die Dateien mit welchem Namen landen sollen, sowie die Qualität aus vernünftig vordefinierten Profilen. Diese kann man in detallierteren Einstellungen sogar ein- und ausblenden, sowie per Gstreamer-Pipeline konfigurieren - nur für fortgeschrittene Anwender. Trotz der Details zum Schluss bleibt alles sehr übersichtlich, man wird keinesfalls mit Optionen überfahren. Sie sind leicht verständlich und sinnvoll vorkonfiguriert. CDParanoia? Damit kann ein unbedarfter Nutzer eh nichts anfangen - also wird es verschwiegen.
Grip macht alles anders. Hinter der Tableiste verbergen sich Untertabs bis zur dritten Ebene. Schnell was finden? Fehlanzeige. Das CD-Laufwerk muss per Pfad zum Gerät ausgegeben werden. Da bei mir /dev/cdrom nicht stimmt (/dev/sr0 wäre richtig), wäre ein Gelegenheitsnutzer schon überfordert. Auch der Pfad ist weder schön betitelt noch verständlich. Das Label zum Textfeld heißt irreführenderweise "Rip-Datei-Format" (mit Deppenbindestrich), und der Inhalt lautet "~/ogg/%A/%d/%n.wav ". Ah ja, Gesundheit!
K.O.-Kriterium war für mich aber die Defaulteinstellung für den Oggencoder (oggenc), der immerhin per Standard ausgewählt war: Er wird mit fester Bitrate benutzt. Das hat zur Folge, das bei akustisch anspruchsvollen Stellen die Qualität der Audiodatei sinkt, bei weniger anspruchsvollen Bitrate - und damit Festplattenplatz - verschwendet wird. Kurz umgestellt? Von wegen. Man muss natürlich alle Kommandozeilenoptionen im Kopf haben. Stehen geblieben bin ich dann bei folgendem Eintrag: "-q 4.51 -a %a -d %y -G %g -N %t -l %d -o %m -t %n %w" ". Ich glaube, ich erkälte mich so langsam an diesem Programm.
Das Elend geht noch weiter: Es werden in den unmöglichsten Pfaden ungefragt Playlists angelegt, der Zeichensatz für ID3-Tags wird abgefragt (die aber eh nicht gesetzt werden), sowie die Frage nach "hohen Bits" in Dateinamen. Was gemeint war erschloss sich auch mir nicht. Egal, endlich mal gerippt und getestet.
Das Rippen
Bei Sound Juicer kein Problem: Einmal auf "Auslesen" klicken, und schwupps landen die Dateien im Musikordner. Was mir persönlich fehlte, war ein automatisches Replay Gain, aber das ist nicht so tragisch. $ vorbisgain *.ogg , und die Welt ist in Ordnung. Metainformationen sind auch in Fülle vorhanden, also wird auch im Musikplayer gleich alles richtig angezeigt.
Leider kann ich den Titelnummern keine führende Null voranstellen. Dagegen hilft nur die Shell: $ rename "s/^([0-9]{1}) /01/g" *.ogg
Sound Juicer verwendet als Backend "GStreamer". Ungewohnt: Die Qualität wird durch zehn geteilt (also 0.51 für -q 5.1 bei oggenc ).
Grip spielt mal wieder anders. Erstmal den Tab zum Rippen finden. Und dann sind da auch noch fünf Schaltflächen, die einen verwirren wollen. *klick* - ok, sieht gut aus. Nein, doch nur die rohe .wav -Datei. Also nächste Schaltfläche - aha, da ist mein Vorbis-Extrakt. Die Datei ist normalisiert, beschriftet und unschön benamst. Liegt wohl daran, dass grip nur CDDB unterstützt, aber wen störts. Wundert mich nur, dass sie bei gleicher Qualitätseinstellung kleiner ist.
Hörberer Unterschied? Bei meinem Testmaterial und Qualitätseinstllungen von 4.1 (oggenc) respektive 0.41 (gstreamer) war nichts auffälliges zu hören.
Fazit
Sound Juicer ist für mich der klare Gewinner. Übersichtlich, einfach zu bedienen, schnell und akkurat. Außerdem holt es Titelinformationen vom fortgeschritteren Musicbrainz. Einziger wirklicher Nachteil ist für mich persönlich die fehlende 0 in der Tracknummer, sowie dasReplay Gain, ist aber beides schnell nachgeholt.
Hier geht es wohl eher um Vorarbeit vs. Nacharbeit. Da die Vorarbeit bei grip aber der Nacharbeit für Sound Juicer klar überwiegt, kippt die Entscheidung keinesfalls. Grip ist aus meiner Sicht bestenfalls eine GUI-Sammlung für zusammengeworfene Kommandozeilenaufrufe.
Eigenschaft | Sound Juicer | grip |
Übersichtlichkeit | sehr gut, aber alles im Blick | man verliert sich schnell in den vielen Reitern, kein Menü, Toolkitfremde Schaltflächen |
Oberflächendetails | nur das wirklich Nötigste. Aber vermissen tue ich nichts. | Leidet an "Featureritis". Viele unnötige und schlecht betitelte Einstellungen. |
Konfiguration | Gute Vorkonfiguration, fast alles per Menüs. Mehr versteckt sich im gconf-editor | Alles was man einstellen kann, kriegt man auch vorgeworfen. Egal wie: Nicht optimal vorkonfiguriert, fast nur Textfelder. |
Zielgruppe | Anfänger und Fortgeschrittene | Kommandozeilenuser |
Rips | Fehlendes Replay Gain und Kleinigkeiten bei der Benamung | Hochwertige Rips, aber kleinere Dateigröße = kleinere Bitrate? |
Gesamtwertung | sehr gut (+) | durchschnittlich (o) |
Weiterführende Links
- Homepage von Sound Juicer: http://burtonini.com/blog/computers/sound-juicer
- Homepage von grip: http://nostatic.org/grip/
- Sound Juicer in der Ubuntuusers.de-Wiki: http://wiki.ubuntuusers.de/Sound_Juicer
- Replay Gain (Lautheit) in der Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Replay_Gain
- Über das Rippen auf Ubuntuusers.de http://wiki.ubuntuusers.de/CDs_rippen