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Der Deutschen Angst bei Wertpapieren

Veröffentlicht von Benjamin Marwell am

Es ist doch sehr verwunderlich: Die Deutschen gelten als besonders belastet von der aktuellen Krise, sind aber bei Wertpapieren aller Art ganz besonders zurückhaltend. Wenn überhaupt wird mal eine Einzelaktie gekauft und über viele Jahre gehalten. Das ist nicht nur entgegen gängiger Meinung höchst spekulativ, sondern auch mit großer Sicherheit ein Renditekiller.

[caption id="attachment_5613" align="aligncenter" width="1440"]Rendite im Blick - Andreas Hermsdorf / pixelio.deRendite im Blick - Andreas Hermsdorf / pixelio.de[/caption]

Ängste vor dem Wertpapiermarkt

Risikostreuung mit ETFs

Der erste Punkt ist die Risikostreuung der Anlage. Setzt man - wie man es früher gerne gemacht hat - auf eine Aktie, ist das Risiko gestreut. Die Rendite steigt und fällt mit dem Auf und Ab des Unternehmens. Das ist sehr gefährlich. Besser ist es, über 100 rentable Aktien zu kaufen - das ist aber wegen der Kosten selten möglich. Hier helfen Fonds aus. Dabei gibt es aktiv gemanagte, die üblicherweise einen schönen Kunstnamen haben, sowie sogenannte Indexfonds (engl. Exchange traded Funds, ETF), die sich einfach an einem definierten Index orientieren, wie etwa dem MSCI World (Entwickelte Welt) oder MSCI Emerging Markets (Schwellenländer). Die ETFs haben den Vorteil, dass nicht nur das Bezahlen eines Managers wegfällt (die sog. Management-Gebühr), sie performen meist auch besser als aktiv gemanagte.

Da in einem Indexfonds üblicherweise mehrere hundert Aktien repliziert sind, hat man sein Anlagerisiko mit einem Schlag auf viele Unternehmen in vielen Ländern gestreut. Selbst ein Staatsbankrott oder eine Unternehmenspleite sind damit weit nicht so schlimm wie die einzelne Aktie, die auch schon Großvater hatte.

Langfristige Anlagen mit dem Sparplan

Auch wenn der Cost-Average-Effekt nicht so einfach existiert, wie es sich viele wünschen: Spart man einen Betrag 20 Jahre oder mehr in einen ETF, kann man auch die tiefste Kriese aussitzen. Das bedeutet, dass man in schlechten Börsenzeiten günstige Aktien oder Fondsanteile nachkauft. Steigt der Wert der Papiere wieder, so hebelt sich die Rendite damit mehrfach hoch.

Letztendlich ist also der Verkaufszeitpunkt entscheidend. Ist der kurs nach den letztenen Käufen gestiegen oder wenigstens nicht gefallen, kann man auf eine schöne Rendite hoffen. Der Einstandswert (»was habe ich eingezahlt?«) kann mit dem derzeitigen Depotwert verglichen werden. Die Rendite sollte in jedem Fall bei ca. 8% liegen, damit sich die Auszahlung lohnt.

Das ist natürlich gleichzeitig ein Risiko. Tritt jemand während einer Finanzkrise seine Rente an, so muss er zunächst noch mit der Auszahlung warten oder das Depot im schlimmsten Fall an seine Kinder vererben, wenn er nicht Verluste machen möchten.

Die wollen doch auch nur mein Geld

Ja, natürlich. Kein Mensch macht am Wertpapierhandel mit, um Geld zu verlieren. Der Trick dabei besteht aber, sich Angebote herauszusuchen, die trotzdem bei sicherer Rendite möglichst risikoarm sind. Die gibt es. Und dann darf auch der Depotanbieter und der ETF-Anbieter etwas mitverdienen -- üblicherweise bleibt trotzdem eine saftige Rendite für den Eigengebrauch übrig.

Auch die Kapitalertragssteuer ist weniger gefährlich als sie klingt. Auf die Gewinne (und nur auf diese) zahlt Steuern.

Das Pantoffel-Portfolio

Die Fondsaufteilung

Gesucht ist also ein Portfolio, also eine Zusammenstellung von Fonds, die möglichst wenig Pflege braucht. Man möchte monatlich immer in den gleichen Fonds einsparen, und auch ein Rebalancing (d.h. das Tauschen von Fonds untereinander) sollte möglichst selten notwendig sein. Stiftung Warentest hat dazu ein Pantoffel-Portfolio zusammengestellt, welches genau darauf ausgelegt ist.

Wer den Artikel nicht bezahlen möchte, wird auch mit Grundlagen im Wertpapierforum fündig. Dort gibt es Artikel über Geschichte und Grundlagen mit vielen weiterführenden Links, sowie ein Kochrezept für ETF-Depots ähnlich wie bei Stiftung Warentest.

Dazu gibt es noch z.B. das Musterdepot von Supertobs im Wertpapier-Forum. Man sollte natürlich daran denken, dass man als jüngerer Mensch mehr Aktienanteile nehmen könnte, und dass die derzeitige gefährliche Entwicklung der Euro-Zone es vielleicht überlegenswert macht, nicht zusätzlich noch einmal in die Eurozone zu investieren -- das Investment ist ja bereits vom MSCI World abgedeckt.

Sparraten, sparen, investieren

Die entscheidende Frage ist aber: Wie viel Geld investiert man monatlich? Da die meisten Fondsdepotbanken eine Mindestsparrate von € 50,- monatlich fordern, ist das 1:3-Verhältnis also nicht unter € 200,- monatlich zu machen. Wer kleiner starten möchte, kann die Schwellenländer auch weglassen und mit € 100,- im Monat beginnen. Da drunter lohnen sicht Käufe häufig nicht, da eine kleine Transaktionsgebühr hinzukommt. Das sind mitunter auch Pauschalbeträge von € 2,-.

€ 100,- im Monat genügen übrigens schon, um nach 40 Jahren ein Vermögen von über € 100.000,- im Depot zu haben (bei schlechter Performance von ca. 4%). Natürlich ist auch diese Aussage spekulativ, man könnte auch Geld verloren haben. Wichtig ist es daher, als Sparrate nur so viel Geld einzusetzen, was man im Zweifel als entbehrlich gelten kann.

Wer zusätzlich in schlechten Zeiten (Wirtschaftskrisen, schlechte Börsenlage) noch nachinvestiert, kann mit recht wenig Geld relativ viele Anteile kaufen. Sollte der Kurs anschließend wieder steigen, hebelt man sich sehr hoch. Auch das ist natürlich Spekulation: Sollte der Kurs nicht wieder steigen, wie etwa bei den Fonds der Nanotech-Blase um das Jahr 1999 herum, so ist und bleibt das Geld weg.

Die Wahl der Fondsbank

Natürlich kann man nicht einfach so kaufen, sondern braucht ein Fondsdepot - also ein Bankkonto für Wertpapiere, wenn man so will. Zu allem Überdruss gibt es aber nicht nur Fondsbanken, sondern auch Vermittler. Über diese Vermittler erhält man oftmals andere Konditionen bei der Fondsbank, als diese von sich aus geben würde.

Es gibt ein paar Dinge, auf die man achten sollte. Diese Liste erhebt kein Anspruch auf Vollständigkeit, aber hilft für den Start. Ein Depotübertrag oder Vermittlerwechsel ist üblicherweise jederzeit möglich.

  • 100 % Rabatt auf den Ausgabeaufschlag beim Kauf von Aktienfonds.
  • Geringe Kosten > 1% beim ETF-Kauf.
  • Geringe oder keine jährliche Depotführungsgebühr (< € 12 p.A.).
  • Der gesuchte Fonds sollte als Sparplan zu erwerben sein.
  • Geringe Mindestsparrate (< € 50,- im Monat, teilw. auch € 25,- im Monat).
  • Auszahlung von Innenprovisionen.

Fondsbanken sind zum Beispiel: FFB, ING-DiBa, ComDirekt, DAB Bank, ebase. Besser eröffnet man das Depot aber über einen Vermittler, etwa: MoneyMeets, Fondsvermittlung24, AVL, Fonds-Supermarkt, AAV, AAD, Fondsdiscount.

Die Wahl der Kombination bleibt dem mündigen Leser selbst überlassen und hängt vom angestrebten Depotwert, dem Sparplan, Einmalanlagen, Anlagentyp (ausschließlich Fonds? Aktien?) etc. ab. MoneyMeets bietet darüber hinaus als einziger Anbieter noch die Auszahlung der Innenprovision an.

Umschichten und Rebalancing

Als letztes sollte man sich noch über seine Risikoaufteilung und seine Ziele bewusst werden. Wer eine Sicherung seiner erzielten Rendite möchte, sollte sich überlegen, ob er einen Teil der Fonds in andere (sichere) Investitionsformen überführt: Das kann der Rentenfonds sein, aber auch das Tagesgeldkonto.

Damit einher geht das Rebalancing. Stehen die Depotwerte nicht mehr im gewünschten Verhältnis zueinander (z.B. MSCI World 70 % <> Emerging Markets 30 %), so sollte man ein Rebalancing durchführen. Dabei werden die genannten Werte so übertragen, dass das gewünschte Werte- (und damit Risiko-)verhältnis wieder erreicht wird.

Fazit

Wertpapierinvestments lassen sich mit den richtigen Tipps aus dem Wertpapierforum und von Stiftung Warentest profitabel und halbwegs sicher durchführen. Das Risiko eines Totalverlustes wird minimiert, ist aber aus Prinzip durch die Form der Anlage noch vorhanden. Im Vergleich zur Aktie, die man sich 20 Jahre unter das Kopfkissen legt, ist diese Form aber wesentlich attraktiver.